SchöneFläche Nord – Die Ideenwerkstatt

SchöneFläche Nord  –  Ideen mit der Nachbarschaft entwickeln (1)

Ein Werkstattbericht von Kyra Hertel, vcd 

Wie können wir den nachbarschaftlichen Zusammenhalt langfristig gestalten, um Ideen miteinander zu entwickeln und umzusetzen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Nachbarschaftstreffen im Juli 2020 in der Berliner Region Schöneberg-Nord. Zur „Ideenwerkstatt“ kamen Anwohner*innen zusammen, um gemeinsam zu überlegen, wie sie freiwerdende Parkplätze umgestalten und mit einem anderen Nutzen versehen können.  

Rahmen des Projektes: Kiez erFahren
Die „Ideenwerkstatt“ ist Teil der Initiative Kiez erFahren. Das Team lädt im Sommer 2020 Anwohner*innen des Berliner Bezirkes Schöneberg Nord dazu ein, ein Experiment zu wagen. Im Rahmen der „Umparkerkampagne“ können 30 Teilnehmer*innen ihre Autos für einen Monat in die Garage stellen und dafür neue Mobilitätsmuster erproben. Das Ziel ist die Verringerung des privaten PKW-Gebrauchs. Dafür gibt es 16 Gutscheine für Mobilitätsalternativen, wie ein Abo für den Nahverkehr, Car-Sharing-Angebote oder Lastenräder zum Verleih. Des Resultat: Wo weniger Autos sind, öffnet sich Platz für Anderes. Es entsteht die Möglichkeit, den öffentlichen Raum umzugestalten. Um zu zeigen, wie freiwerdender Raum für andere Nutzungsformen umgedeutet werden kann, widmet die Initiative den ganzen September über 5 Parkplätze im Projektgebiet um. 

Die Ideenwerkstatt
Deshalb luden das Team von Kiez erFahren und der VCD Nordost zum Nachbarschaftstreffen ein. In einem Workshop konnten Anwohner*innen mehr darüber erfahren welche verschiedenen Ideen von Initiativen bereits ausgearbeitet wurden und diese im Anschluss eigenständig kreativ und nach ihren eigenen Vorstellungen weiterentwickeln. So sollte im Nachbarschaftszentrum Kurmärkische Straße das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass der öffentliche Raum allen gehört und ihn demnach auch alle mitgestalten können. 

Methoden, um Raum zu erfahren & umzugestalten
Während des Nachbarschaftstreffens sollten verschiedene Menschen aus der Nachbarschhaft also im Austausch miteinander kreative Lösungsansätze entwickeln. Dafür ging es zuallererst auf die (verkehrsberuhigte) Straße. Obwohl das wohl für jeden Workshop gilt, ist das Kennenlernen besonders für ein Nachbarschaftstreffen, das potentiell langfristige Vernetzung vor Ort bewirken kann, von großer Bedeutung. In zwei Kreisen standen die sich noch unbekannten Nachbar*innen gegenüber und beantworteten verschiedene Fragen, wie z.B. „Wann habt ihr zum letzten Mal auf der Straße gesessen“. Dadurch, dass nun alle einen Einblick in die verschiedenen Standpunkte der anderen bekommen konnte, lockerte sich die Stimmung und es konnte mit den folgenden Punkten weitergehen.  

Im zweiten Teil ging es darum, miteinander ein Verständnis für die Flächeninanspruchnahme im öffentlichen Raum zu entwickeln, in dem die Teilnehmenden gemeinsam die Fläche der umgebende Terrasse  erfassen sollten. Anschließend ging es um die Größe eines Autos, die auf so einer Terrasse nochmal in einem ganz anderen Verhältnis steht. Um dieses Auto herum sollten sie die Größe eines Parkplatzes mit Hütchen markieren. Wie schon fast erwartet, unterschätzten die Teilnehmenden die Ausmaße sowohl des Autos als auch eines Parkplatzes im Verhältnis zur gegebenen Fläche ein wenig. Von der Erkenntnis ausgehend, dass die zwölf Quadratmeter, die ein Parkplatz im Durchschnitt ca. einnimmt, fast die gesamet Größe der Terrasse einnimmt, ging es zu einer kleinen Inspirationsübung. Die Teilnehmenden konnten sich anhand von Bildmaterial anschauen, wie die Thematik bereits in der Praxis bespielt wurde. Darunter waren Aktionen wie z. B. der Parking Day oder 12qmKULTUR (beides verlinken auf Geschichten/ Anleitungen). 

Raum umgestalten – mit Ton, Buntstiften und Papier
Der Höhepunkt der Veranstaltung fand unter dem Motto „Raum mit Ton, Buntstiften, Worten und Papier umgestalten“ statt. In diesem Teil konnten alle ihren Ideen freien Lauf lassen. Dafür wurden drei Stationen, an denen die Teilnehmenden mit Ton, Buntstiften und Schreibwerkzeug entweder im Austausch miteinander oder ganz versunken in die eigene Arbeit an neuen Ideen der Raumgestaltung arbeiten konnten. Die Aufgabe lautete: die eigene Vorstellung von der Umgestaltung eines Parkplatzes in ein Bildnis zu verwandeln.  

An kreativen und motivierten Ideen zur Gestaltung ihrer Nachbarschaft mangelt es den Anwohner*innen nicht. Das war das eindeutige Fazit. Von Kunstinstallationen mit Licht- und Soundeffekten, zu Kommunikationsräumen, Fahrradstellplätzen und Koch bzw. Grillstellen kamen viele Ideen zustande, wie man 12qm anders nutzen könnte, als nur ein Auto darauf zu parken. Die Ideenwerkstatt hat gezeigt, wie Anwohner*innen im Austausch miteinander, die Potentiale der Nachbarschaft nutzen können, um Ideen weiterzuentwickeln und die eigene Teilhabe zur Gestaltung des Raumes wahrzunehmen.

Der Workshop war der Auftakt für ein weiterhin spannendes Projekt. Gemeinsam mit der Nachbarschaft werden die Ideen in den kommenden Wochen weiterentwickelt. Wie die fünf Stellplätze dann genau aussehen, erfahren wir spätestens im Herbst 2020. 

(1) SchöneFläche Nord ist der Begriff, den wir für Parkflächen geprägt haben, die für etwas anderes genutzt werden als parkende PKW. Eine Baustelle oder eine andere verkehrliche Sondernutzung ist ebenfalls keine SchöneFläche Nord. Vielmehr zeichnet sich eine SchöneFläche durch Kreativität, Humor, Nachbarschaftsinitiative, Mobilitätswende und Neunutzung des öffentlichen Raumes aus.

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